1903-1914

II. Die Entwicklung des Bundes Arkona von 1903 – 1928.

Von Otto Schulze, Stettin
a) 1903 – 1914
Sehr treffend hat Freund Steffen in seiner Festschrift zum 25 jährigen Jubiläum die Entwicklung der Arkona mit der des einzelnen Menschen verglichen. Heute können wir zurückschauend wohl behaupten, daß sich die einzelnen Zeitabschnitte auch den menschlichen Altersperioden angeleichen. Die Kinderjahre fanden mit dem “Reinigungsprozeß” 1889/90 ihren Abschluß und der Bund trat in das Jünglingsalter, mit dem er begann, sich von iInnen heraus zu entwickeln. Die ganze Auffassung wurde ernster. Neben Fröhlichsein an fideler
Kneiptafel und frohgemuten Wanderungen in Potsdams schöner Umgebung wurde der Freundschaftsgedanke außerordentlich gepflegt und daneben auf
gewissenhaftes Studium gehalten. Unter starkem Druck von außen durch die Anstaltsleitung vollzog sich innerhalb der Arkona ein ungeahnter Zusammenschluß der Bundesbrüder. Auch hier bewährte sich der alte Erfahrungssatz: je stärker der Druck von außen, desto fester bindet der innere Kitt.

So entwickelte sich der Bund, von der Anstaltsleitung schließlich in Ruhe gelassen, stetig weiter und stieg auch bei den Nichtarkonen an der Anstalt immer weiter im Ansehen. Die Semesterberichteberichten fortlaufend von “ruhigen und stillen Jahren”. –

Ein wichtiges Ereignis auch für die Arkona, wurde das Jahr 1899, in dem die Königl. Gärtnerlehranstalt ihr 75 jähriges Bestehen feierte und die Arkona, nun volljährig geworden, den unter damaligen Verhältnissen und der bisherigen Einstellung der Anstaltsleitung kühn zu nennenden Entschluß faßte, sich offiziell an dem Jubiläumsstipendienfonds zu beteiligen. Die Anregung dazu hatte Freund Sandkuhl (Pilz) gegeben. Wenn auch diese Idee unter den obwaltenden Verhältnissen nicht ohne Widerspruch blieb, weil man den Anschein vermieden wissen wollten, als solle dadurch die offizielle Anerkennung erkauft werden und weil man fürchtete, daß dann der innere Zusammenhalt leiden und die Arkona den Charakter eines “Vergnügungsvereins” annehmen könnte, so nahm der damalige Schriftführer und heutige Vorsitzende des Bundes, Freund Linne, die Anregung doch auf und setzte sie mit der ihm eigenen Energie in die Tat um.

Unter der Hand hatte man sich bei dem Direktor der Anstalt, Hofgartendirektor Gustav Fintelmann, die Gewißheit verschafft, daß eine solche Festgabe genehm sein würde. – Wie bereits Freund Steffen berichtet, konnte die Arkona einen Betrag von 850 Mark zum Jubiläumsstipendienfonds der Anstalt bei ihrem 75 jährigen Bestehen beisteuern. Er wurde auch mit Dank angenommen. –

Ich erwähne diese Tatsache, obwohl sie in die ersten 25 Jahre des Bundes fällt, hier noch besonders, weil sie für die spätere Entwicklung von großer Bedeutung wurde und von Freund Steffen, weil er noch nicht den entsprechenden Abstand hatte, in seinem Bericht von damals nicht genügend betont und gewürdigt werden konnte. – Inzwischen hatte sowohl das Direktorium sowie die Anstaltsleitung gewechselt und auch in das Kuratorium waren neue Leute eingezogen, damit waren Vorurteile und Voreingenommenheit überwunden und man stand nun nach dem Anstaltsjubiläum der Arkona ganz anders gegenüber als früher. –

Unter solchen veränderten Verhältnissen bereitete die Arkona ihr 25 jähriges Jubiläum vor, das vom 5. bis 9. September 1903 in Potsdam gefeiert wurde und zugleich den Abschied vom schönen Wildpark mit all seinen Herrlichkeiten, aber zugleich auch Unzulänglichkeiten, bedeuteten sollte; denn die Anstalt siedelte am 1. Oktober 1903 nach Dahlem bei Steglitz um.

Das 25 jährige Stiftungsfest im Hotel “Stadt Königsberg” in Potsdam war von 78 Arkonen und 23 Arkonenfrauen (bei damals 150 Mitgliedern) besucht und nahm einen glänzenden Verlauf.

Nach dem Begrüßungs-Kommers am Sonnabend abend, fand am Sonntag früh ein Spaziergang durch den Marly-Garten, Sanssouci, Belvedere und die Königl. Gärtnerlehranstalt statt. Ein Frühstück auf der Wildparkstation schloß sich an. Die Festlichkeit erreichte ihren Höhepunkt bei dem um vier Uhr nachmittags im Hotel “Stadt Königsberg” steigenden Festmahl. der Bericht über das 25 jährige Stiftungsfest überliefert uns darüber folgendes:
Um 4 Uhr begann daselbst das Festmahl.
Der Hauptsaal und sämtliche Nebenräume waren von den Aktiven prächtig dekoriert. Vier lange Tafeln waren im Saal gedeckt, die kaum Platz genug hatten für die Arkonen und die zu diesem Fest besonders zahlreich erschienen Angehörigen und Freunde der Bundesbrüder.

Als Ehrengäste waren anwesend Herr Hofgartendirektor Fintelmann-Sanssouci, Herr Gartendirektor Fintelmann-Berlin, und sämtliche Mitglieder des Lehrerkollegiums mit ihren Damen, Herr Sanitätsrat Dr. Hausmann, die Herren Hofgärtner Rosenberg und Nietner, Obergärtner Potente und von Sydow.

Die Tafeln waren geschmackvoll dekoriert mit leuchtenden Blumen und frischem Grün. Die A.H. A.H. Schulze (Vetter), Zeininger, Langenbuch und von Schrader hatten zu diesem Zwecke reichlich Sendungen geliefert. Auf dem Platze jedes Arkonen lag die von A.H. Steffen verfaßte Festschrift, die mit einem Titelbild von A.H. Begas geschmückt war.

Besonders zahlreich war der Damenflor, der der Festversammlung ein anmutiges Gepräge gab. Jede Dame erhielt einen Tischstrauß, geschmückt mit einer grün-weiß-blauen Schleife mit dem Aufdruck: “Arkona 1878 – 1903″.

Zu Beginn des Festmahles wurde von einer jungen Dame der von A.H. Glogau
gedichtete Festprolog vorgetragen.

Manche Rede folgte während der Pausen des vorzüglichen Festmahls.
Lambert hielt den Kaisertoast, Tamms die Festrede, Linne begrüßte die Gäste, worauf Herr Hofgartendirektor Fintelmann im Namen der Gäste mit herzlichen Worten dankte. Steffen hielt den Toast auf die Damen und Strenger feierte die A.H. des Bundes.

Wir müssen hier darauf verzichten, auf alle Reden näher einzugehen, nur die Festrede unseres A.H. Tamms, die von allen Anwesenden besonders beifällig aufgenommen wurde, möchten wir allen Freunden im Wortlauf zugänglich machen und geben sie deshalb hier wieder.

Für uns hat sich nun wiederum ein Jahr gewendet
Und die Arkona hat mit wandelbarem Glück
Ihr erstes Vierteljahrhundert heut vollendet
Und blickt auf einen weiten Weg zurück.
Sie ist stets gradeaus, ist unbeirrt gegangen,
Hat nie gebangt vor drohender Gefahr,
War ihrem Kaiser treu, beseelt von dem Verlangen,
Die Freundschaft hoch zu halten immerdar.
Und freud’gen Stolzes dürfen wir heut sagen:
“Arkona hat sich wacker durchgeschlagen!”

Und so sehen Sie uns heute, meine hochverehrten Damen und Herren, zu unserem Jubiläum inmitten einer stattlichen Festversammlung, geehrt durch die Anwesenheit so vieler hochverehrter Gäste und Freunde, ausgezeichnet von einem Kranz von Damen, wie ihn die Arkona noch nie um sich sah.

Da regt sich in unsrem Herzen neben dem Gefühl höher, inniger Freude auch das der Dankbarkeit, dafür, daß ein gütiges Geschick bis hierher uns geleitet hat und uns einen Tag erleben läßt, an dem wir älteren Arkonen – wenigstens während unserer Anstaltsjahre – nicht glauben zu dürfen meinten. Jeder von uns möge deshalb heute geloben, mit seiner ganzen Kraft und auch fernerhin für Ehre und Ansehen der Arkona einzutreten, um das in vielen Jahren mühsam erkämpfte zu wahren und zu mehren.

Was wir in den 25 Jahren wirkten und schafften, haben wir versucht, mit wenigen Worten in einer kleinen Festschrift niederzulegen, dieselbe, welche Sie vor sich sehen. Sie finden darin keine außerordentlichen Ereignisse verzeichnet, wohl aber den Beweis für ein stetes und stilles Wirken. Und wer sich in die kleine Schrift etwas mehr vertieft, wird herausfühlen, wie schwer es zeitweise gewesen ist, die in alle Winde verstreuten Arkonen einmütiglich und so zusammenzuhalten, daß wir heute als Einzige aller Wildparker Vereinigungen in der glücklichen Lage sind, ein 25 jähriges Bestehen feiern zu können. Und wenn uns dieser Zusammenhalt gelungen, so ist es weniger das Verdienst Einzelner, als vielmehr die Folge treuer freundschaftlicher Gesinnung, welche in der Arkona stets geherrscht hat und die zu pflegen wir uns allzeit bemühten. Sie ist es auch, welche den Verkehr der im Alter so verschiedenen Arkonen zu einem so herzliche gestaltet hat und das Verhältnis der älteren zu den jungen aktiven Freunden im Wildpark in einem so freundschaftlichen und schönen Tone hält.Letztere haben sich uns gern untergeordnet, als sie sahen, daß wir bereit waren, mit unserem Namen für das Wohl der Arkona einzutreten, dafür aber beanspruchen durften, auf das Leben der jungen Freunde im Wildpark einzuwirken. Wir haben von diesem Rechte den ausgiebigsten Gebrauch gemacht; unserer Überzeugung nach zu Segen unserer jungen Freunde, zum Segen der Gärtnerlehranstalt. Wir wollen ja auch, daß aus Wildpark nicht nur gute, treue Arkonen hervorgehen, sondern auch wackere tüchtige Männer für unseren Beruf, und stets hat es uns mit freudigem Stolze erfüllt, wenn wir hörten, daß es einem unserer jungen freunde gelungen war, sich in der deutschen Gärtnerwelt eine achtungserbietende Stellung zu erringen.

Sei seinem Bestehen haben sich unserem Freundschaftsbunde ca. 200 Eleven der Königl. Gärtnerlehranstalt angeschlossen, eine Zahl, die an Bedeutung gewinnt, wenn wir Ihnen sagen, daß wir schon seit vielen Jahren unseren jungen Freunden in Wildpark dringend ans Herz legen, keine Mitglieder für unseren Bund zu werben, sondern nur die aufzunehmen, welche sich freiwillig und nach reiflicher, mehrmonatlicher Überlegung zu uns gesellen. Und fast alle sind uns treu geblieben. Manch einer, der vom Schicksal etwas rauh angefaßt wurde, hat es vielleicht nicht immer verstanden, sich die Ideale zu bewahren, die in der Brust eines jeden Arkonen wohnen sollen; er ist lauer für unsere Bestrebungen geworden und uns zeitweise fern geblieben. Die meisten sind aber doch immer wieder zu uns zurückgekehrt, nur ganz wenige sind uns verloren.

Eine kleine Anzahl sind draußen im Leben auf eine andere Bahn gedrängt und durch die Verhältnisse gezwungen worden, der Gartenkunst Lebewohl zu sagen. Aber auch diese haben sich fast alle mit der Arkona so eng verbunden gefühlt, daß sie uns heute noch ganz angehören und die schlechtesten Arkonen sind es gewißlich nicht.

Groß, sehr groß ist die Zahl derer, die von uns gegangen sind, denen beim Kampfe ums Dasein das Spaten kraftlos aus der Hand sank und die nun in kühler Erde ruhen. Die letzten Seiten unserer Festschrift zeigen Ihnen, wie groß unsere Verluste in den 25 Jahren gewesen sind. Die Edelsten, die Besten, die Treuesten sind unter ihnen und ihrer gedenken wir am heutigen Ehrentage mit freundschaftlicher Liebe und mit umso größerer Dankbarkeit, als viele von ihnen es gerade waren, die durch Bestätigung treuer Freundschaft an dem Aufbau der Arkona wacker mitgeholfen haben und den wir viel, unendlich viel verdanken. So lange ein Arkonenherz schlagen wird, werden die Namen dieser treuen heimgegangenen Freunde unvergessenen bleiben.

Naturgemäß hat die Arkona im Laufe der Jahre manche Wandlung durchzumachen gehabt und präsentiert sich heute in einer ganz anderen Gestalt wie vor 25 Jahren. Damals und auch noch zu unserer Zeit, spielten Couleurband und Couleurmütze nicht die kleinste Rolle. Seit mehr wie 15 Jahren schon haben wir damit aufgeräumt und wir befinden uns auch unter diese Verhältnissen recht wohl. Dabei ist aber die Arkona nicht alt und auch nicht Philisterin geworden; sie beansprucht vielmehr, eine Dame in den besten, begehrenswertesten Jahren zu sein; sie hat sich das köstlichste bewahrt, den jugendlichen Frohsinn, und dieser ist es auch, der uns ältere Arkonen jährlich bei den Stiftungsfesten immer wieder jugendfrohe, glückliche Stunden verleben läßt. Und wenden Sie, meine hochverehrten Damen und Herren, den Blick auf das andere Ende unserer Festtafel und sehen Sie den jungen Nachwuchs, so werden Sie gestehen müssen, daß es um die Arkona noch nicht gar schlecht bestellt ist.

Und als die Arkona heranwuchs, da wurden wir von Freundesseite oft gefragt,
warum wir nicht in die Öffentlichkeit träten, wo wir doch stark genug seien, und
in allen Zweigen der Gärtnerei Mitglieder aufzuweisen hätten!

Nun, nach ehrgeizigen Bestebungen, nach dieser Richtung hin, werden Sie in unserer Festsschrift vergebens suchen! Bedarf es denn eines Hervortretens in die Öffentlichkeit, um den Hauptzweck unseres Bundes – die Pflege treuer Freundschaft – zu erfüllen? Zwingen uns dereinst die Verhältnisse, in die Öffentlichkeit zu treten, so werden wir hoffentlich auch dort in Ehren bestehen; wir alle aber wünschen von Herzen, daß diese Zeit noch in weiter, weiter Ferne liegen möge.

Man darf uns aber nicht den Vorwurf machen, daß wir nur unsere Freundschaftsbestebungen gelebt und allen gärtnerischen Fragen kein Interesse geschenkt hätten. Alle größeren gärtnerischen Vereinigungen unseres deutschen Vaterlandes, ohne Ausnahme, weisen eine größere Zahl Arkonen als Mitglieder aus, so der Verein deutscher Gartenkünstler, der Dendrologen- und Pomologen- Verein auch die Vereinigung ehemaliger Wildparker usw. usw. Und als vor wenigen Jahren die Gärtnerlehranstalt ihr 75 jähriges Jubiläum feierte, waren es nicht zum wenigsten Arkonen, die zu dieser Feier erschienen waren; bei einzelnen Festlichkeiten waren über ein Drittel aller anwesenden ehemaligen Wildparker Arkonen. Wir wollten damals zeigen, daß wir treu an unserer Lehranstalt hängen, und heute am Vorabend der großen Umwandlung, die die Anstalt erleidet, möchten wir unserer Anhänglichkeit aus neuen Ausdruck geben. Nur noch wenige Tage, und die Gärtnerlehranstalt verläßt das alte, traute Heim am Wildparke. Gibt es wohl einen Arkonen, überhaupt einen ehemaligen Wildparker, für den sich nicht die köstlichsten Jugenderinnerungen an jenes stille, in Grün gebettete Haus knüpfen?

Und heute, wo dies Haus für alle Zeiten verlassen werden soll, schleicht Wehmut in unser Herz hinein; denn zu eng ist die Arkona mit jener Scholle verwachsen; dort ist sie geboren, dort hat sie 25 Jahre in Ehren bestanden. Aber, wie wir hoffen, daß die Arkona auch in der neuen Lehranstalt in Ehren weiter blühen, wachsen und gedeihen möge, so hoffen wir und sind überzeugt, daß die Lehranstalt auch fernerhin das sein und bleiben wird, was sie bisher war: “die erste, die vornehmste, die angesehenste Gartenbauschule in unserem deutschen Vaterlande”. Und die Arkona wird treu zu ihr halten und für die Ehre der Anstalt allzeit einzutreten wissen.

Im Anfang erwähnte ich, daß unser Bund manche Fährlichkeit zu bestehen hatte; wir wollen heute aber auch eingedenk sein, daß wir uns vieler Sympathien zu erfreuen hatten, und allen denen, die der Arkona bis zu dieser Stunde ein warmes Herz bewahrt haben, auch denen, die uns heute früh die liebgewordenen Stätten in Potsdam noch einmal zeigten, sei aus tiefstem Herzen gedankt.

Und dieser Dank gebührt auch den Arkonenfrauen, die wacker an dem Aufbau
unseres Bundes mitgearbeitet haben. Welch junger Arkone hätten nicht als Bräutigam und später junger Ehemann seiner Auserwählten von den köstlichen Stunden in der Arkona erzählt und so das Interesse für den Bund wachgerufen? Und später waren es dann die Frauen, die es nicht zuließen, daß die alten Freundschaftsbanden sich lockerten, wenn übergroße Mühe und Arbeit den Gatten vom persönlichen und schriftlichen Verkehr mit alten Freunden abhielten. Und so ist es gekommen, daß sich von Familie zu Familie enge Bande geknüpft haben , daß seit Jahren herzlicher brieflicher Verkehr besteht zwischen Menschen, die sich nie gesehen und doch lieb gewonnen haben, nur weil sie Arkonen heißen. Gelingt es uns, diesen Geist in der Arkona zu erhalten, dann braucht uns um das Weiterbestehen unseres Bundes nicht bange zu sein; dann sind wir nicht nur durch den gemeinsamen Beruf, nicht nur durch die Zugerhörigkeit zur Gärtnerlehranstalt, sondern auch durch enge Familienfreundschaft miteinander verknüpft; und

So soll es bleiben, stets sei Lieb’und Treue
Dem Bunde und der Gartenkunst gewährt,
und wir erinnern dankbar uns aufs neue,
Was uns’re alma mater uns gelehrt.
Mag dann auch neues kommen und vergehen,
Auf ihrem Posten hält Arkona aus,
Entschlossen, einzig ihren Ruhm zu finden,
Im Dienst für Gartenkunst, für Vaterland und Haus.
Dann kann man auch nach 50 Jahren sagen:
“Hut ab, sie haben sich ehrlich durchgeschlagen!”

Hand an’s Glas, und stimmen Sie mit mir ein in den Ruf: Arkona für alle Zeit, sie lebe hoch!

Im weiteren Verlauf des Festmahls wurden zwei sehr hübsche von A.H. Tamms gedichtete Tafellieder gesungen.

Nach Aufhebung der Tafel zogen sich die Teilnehmer in die Nebenräume und auf die Havelterrasse zurück, während im Saale eifrigst Platz geschaffen wurde für den von den Damen und jüngeren Arkonen schon sehnlichst erwarteten Ball. Die Freunde Gerischer und Strenger fungierten als Tanzordner und ernteten für diese Tätigkeit sowie vor allen für den wohlarrangierten Kotillon, der viele Überraschungen und viele Scherze bot, allseitiges Lob. Während einer Pause wurden von einigen Damen Gesangsvorträge ernster und heiterer Art zum Besten gegeben.

Bis zum grauenden Morgen dauerte das Fest. Frohsinn und Heiterkeit herrschten bei jung und alt, uns besonders unsere Freunde waren froh und stolz auf den schönen Verlauf des Festes.

Am Montag wurde ein Ausflug nach der Meierei und eine Dampferfahrt um die Pfaueninsel herum nach der “Römerschanze” unternommen. Der Dienstag galt der Besichtigung von Berliner Anlagen, wie dem neuen Botanischen Garten und vor allem der neuen Gärtnerlehranstalt in Dahlem. Herr Direktor Th. Echtermeyer ließ es sich nicht nehmen, auch hier, wie vorher in Wildpark, die Führung zu übernehmen.

Das 25 jährige Stiftungsfest wurde zur ersten öffentlichen Veranstaltung der Arkona. Es nahm in jeder Hinsicht einen glänzenden, einzig schönen, ungetrübten Verlauf. Die Arkona hatte damit den Beweis erbracht, daß ihr das Ideal der Freundschaft kein leeres Wort war. Es war eine Probe auf das Exempel, das die Arkona in den ersten 25 Jahren zu lösen hatte, und sie hatte die Probe glänzend bestanden. Für die weiteren 25 Jahre war die Feier in Potsdam ein glänzender Auftakt. – Frei und allseitig gefestigt, trat die Arkona in das Mannesalter ein. Der rechte Weg war gefunden, es galt ihn unbeirrt weiter zu wandeln.

Unmittelbar nach dem 25 jährigen Stiftungsfest der Arkona siedelte die Königl. Gärtnerlehranstalt im Oktober 1903 von Wildpark nach Dahlem über. Die ganz anders gearteten Verhältnisse der neuen Anstalt, wie z.B. Aufhören des Internats und das Wohnen der Hörer in Privatwohnungen, sowie der Fortfall der praktischen Arbeit hatten zur Folge, daß die Besucher der neuen Anstalt weniger miteinander in Berührung kamen, als es in Wildpark der Fall war. Das war nicht ohne Bedeutung für den Fortbestand der Arkona und die Erlangung geeigneten Nachwuchses.

Die Aktivitas berichtet 1904 wie folgt:
Das Internat mit seinem billigen Leben fehlt auffallend denen, die mit geringen Mitteln auskommen müssen. Die Wohnungen sind in Steglitz teuer. Keiner der jungen Arkonen zahlt unter 20 Mark, obgleich meist zwei zusammenwohnen und die Wohnungen mehrere Etagen hoch oder in Hinterhäusern gelegen sind.

“Der Lebensunterhalt ist kaum teurer als in Wildpark; wohl aber ist einem durch die Nähe Berlins mehr Gelegenheit zu besonderen Ausgaben geboten, zu Vergnügungen, Theaterbesuchen usw., wodurch auch der Verkehr der Hörer untereinander gelockert wird. Das Zusammenwohnen in Wildpark im Internat und den nahen Villen, die Abgelegenheit vom städtischen Verkehr förderten von selbst den Zusammenhang der Eleven und machten eine engere Freundschaftspflege selbstverständlich. Jetzt wohnt man auseinander und sieht sich meist nur einmal am Tage, sei es im Kolleg oder bei Tisch, unterwegs oder besuchsweise.

Diese beiden Punkte – das Getrenntleben und die Nähe Berlins – können für die Zukunft leicht zur Folge haben, daß die neu eintretenden Hörer – zumal diese jetzt älter als bisher auf die Anstalt kommen, wegen der verlangten vierjährigen Praxis – gar nicht so das Bedürfnis nach einem Freundeskreis empfinden werden, wie es in dem vom Verkehr abgeschiedenen Wildpark der Fall war. Wie man jetzt schon vielfach bemerken kann, begnügen sich die meisten damit, mit diesem oder jenem Kollegen zusammen ihre freien Stunden im abwechslungsreichen Großstadtleben ungebunden zu verbringen, anstatt sich Freundschaftsvereinigungen anzuschließen, die ihnen neben pekuniären Forderungen auch noch mancherlei Verpflichtungen auferlegen.

Sind wir auch nicht im geringsten ängstlich besorgt, daß unser Bund mit seiner Aktivitas weiter wachsen und gedeihen wird, so ist dies doch ein Umstand, der besonders in den nächsten Jahren auf seine Entwicklung beobachtet und mit dem gerechnet werden muß.

In Rücksicht auf diese erwähnten Umstände erstreben wir eifriger, als es bisher nötig war, und glücklicherweise auch mit bestem Erfolg den engsten Zusammenhalt unter uns Aktiven durch recht häufige Zusammenkünfte, durch den gemeinsamen Mittagstisch beim Biervater Fraatz und durch möglichst nahes Beieinanderwohnen. Die Nähe Berlins hat aber andererseits für uns den Vorteil,daß wir zu verschiedenen Gelegenheiten, im besonderen bei unseren Kneipenimmer einige A.H. A.H. bei uns begrüßen können und unsererseits durch regelmäßigen Besuch des Berliner Stammtisches die engste Fühlung mit den A.H. A.H. von Berlin und Umgebung besteht.

Die Befürchtung, daß der so viel gelobte Zusammenhalt der Hörer unter den neuen Verhältnissen sich lockern könnte scheint auch sonst aufgetaucht zu sein und ist deshalb folgende Sache unternommen. Unter Ehrenvorsitz von Herrn Direktor Echtermeyer der die Sache ins Leben rief, und unter Vorsitz von einigen Hörern bildet der gesamte Lehrkörper und die gesamte Hörerschaft jetzt eine sogenannte “freie akademische Vereinigung”. Jeder Dozent, Hörer und Hospitant ist Mitglied; Beiträge und Statuten gibt es nicht, bei gemeinsamen Unternehmungen wird repartiert. Jeden Freitag soll ein Geselligkeitsabend sein, und zwar abwechselnd ein Vortragsabend in der Anstalt und ein Bierabend in einem Steglitzer Lokal. Der bisher vorhandene, schon lange im Sterben liegende Gesangsverein ist mit der neuen Vereinigung verschmolzen, was durch die Einlegung der Bierabende zur Geltung kommen soll. Vorträge können Dozenten, Hörer und ehemalige “Wildparker” halten über fachliche und andere interessante Themata; etwaige Kosten trägt die Anstalt bis jetzt sprachen 6 Hörer und unser A.H. Macki/Peters (seine Englandreise mit Lichtbildern). An die Vorträge schließen sich Diskussionen an, die die Abende interessant machen sollen und an denen sich die anwesenden Dozenten stets beteiligen. Die Vortragsabende sind mäßig besucht (was besonders dem unangenehmen Weg zuzuschreiben ist). Mehrmals fielen dieselben aus, da sich niemand zum Vortrag fand. Die Bierabende sind auffallenderweise noch schlechter besucht. – War diese Vereinigung bei ihrer Gründung auch sehr schön gedacht, so hat sie sich doch nicht bewährt und es scheint jetzt die ganze Sache aus Mangel an Interesse einzuschlafen. –

Wie wir unsere Kneipen haben, so haben auch die Wilden ihre Kneipen und so kann nicht einmal durch regen Besuch der Bierabende die weitere Pflege des alten Wildparker Korpsgeistes unter den Hörern bestehen. Dieser Umstand ist auch insofern unangenehm, als das man jetzt sehr wenig Gelegenheit hat, die neu eintretenden Hörer näher kennenzulernen. –

Da unter den neuen Verhältnissen nicht mehr wie in Wildpark ein sogenannter Anstaltspräside existiert, andererseits einem Einzelnen der Überblick über alle Angelegenheiten der Hörer sehr erschwert ist, so haben die beiden jetzt zu Ostern verbleibenden Semester in jüngster Zeit einen “Ausschuß der Hörerschaft” gewählt. Dieser soll bei allen Anlässen, die von der Hörerschaft ausgehen oder an diese gerichtet sind (z.B. Anträge, Beschwerden, offizielle Veranstaltungen usw.) zwischen der Hörerschaft einerseits und dem Lehrkörper und dem Kuratorium andererseits die Vermittlung führen. Dieser Ausschuß wir besonders für die ersten Jahre in Dahlem von Wichtigkeit sein, da doch die jetzigen Semester für die neu eingeführten Zustände die “Versuchskaninchen” sind. Der Ausschuß setzt sich zusammen aus je zwei Vertretern der Semester und aus einem Vertreter der bestehenden Korporationen (was jetzt nur die Arkona betrifft, die ihren Präsiden
in den Ausschuß wählt). Der Beschluß und die Statuten des Ausschusses sind dem Kuratorium vorgelegt und können wohl auf dessen Zustimmung rechnen.” Und tatsächlich wollte es im folgenden Jahr so scheinen, als sollte es mit der Arkona in Dahlem-Steglitz zurückgehen, denn im Herbst 1905 bestand die Aktivitas nur noch aus 3 Bundesbrüdern. In dem Hauptversammlungsbericht heißt es, daß die Aktivitas “nicht ganz sorgenlos aber dennoch mit bester Hoffnung in die Zukunft blickt”. Und diese Hoffnung ist in Erfüllung gegangen, bereits im nächsten Jahr stieg die Zahl auf 12. Alles mußte sich erst in die neuen Verhältnisse hineinfühlen und so auch die Arkona. Schon die nächsten Jahrgänge brachten wieder stärkeren Zuwachs an Füchsen.